Heron Island

Sämtliche Wunder der Natur scheinen sich auf und um diesen winzigen Sandhügel im Pazifik zurückgezogen zu haben! Auch wir erhielten die Erlaubnis, die laute, problematische Welt zu verlassen und für acht Tage im Paradies zu verweilen. Eine zwei Stunden lange Überfahrt brachte uns zu Heron's weissen Stränden und duftender Pflanzenwelt, umgeben von klarem Wasser in unzählbaren Blau- und Grüntönen. Heron Island liegt circa 85 km vor der Ostküste Australiens und am südlichen Ende des gewaltigen Great Barrier Reefs. Die Insel besteht ausschliesslich aus Korallensand, welcher über Jahrtausende vom Wasser angespült wurde. Sobald der Sand über den Meeresspiegel wuchs, hinterliessen die Seevögel den Pflanzensamen und ausreichend Dünger.

Die Insel kann in ca. 30 Minuten umlaufen werden und beherbergt das Hotel und ein Forschungszentrum der Queensland Universität. Einladende Räumlichkeiten, gourmet Mahlzeiten, sonniges, angenehmes Wetter und ein weites Angebot an Aktivitäten sorgten für acht traumhafte Tage. Heron Island's Regenwald bietet first-class Unterkünfte für weitere Besucher. Zwei Arten von Seevögeln, die Notty Turns und die Mutton Birds (deutsche Namen kann ich leider nicht anbieten), leben und brüten auf der Insel. Circa 60000 Vögel besuchen die Insel während der Paarungs- und Brutzeit, welche gerade vor unserem Aufenthalt begonnen hatte. Die Bäume schienen überladen mit den Blätternestern der Notty Turns. Die grösseren Mutton Birds graben Löcher in die Erde. Deren Konversation, ein lautes Gejammer und Gejohle, dauerte meist die ganze Nacht. Nach sieben Nächten hatten wir uns fast daran gewöhnt.

Notty Turns bauen ihre Nester vor unserem Balkon

Welch' eine wundervolle Überraschung: die Paarungszeit der Riesenschildkröten hatte bereits begonnen! Zwei Arten von Schildkröten, die Green Turtle und die Loggerhead Turtle, legen ihre Eier seit Jahrtausenden in den Sand dieser Insel. Die Schildkröten verlassen das Wasser aller sechs bis sieben Jahre und nur während der Dunkelheit und Flut. Die meisten Damen kriechen sechs Mal mühselig über den Sand und legen 100 bis 120 Eiern pro Landgang. Sie brauchen ein bis zwei Stunden, um ein grosses Loch um ihren Körper und dann ein tieferes Loch für die Eier zu graben. Der Trancezustand während des Legens erlaubt den Zuschauern die Benutzung einer Taschenlampe und vorsichtige Annährung. Nach dem Legen werden die Eier mit ausreichend Sand bedeckt, eine weitere Stunde Arbeit. Wir hatten eine Schildkröte seit Mitternacht beobachtet. Nach 90 Minuten harter Arbeit war sie zufrieden mit ihren Ausgrabungen. Ein Biologe vom Forschungszentrum enthahm ein Ei von ihrem Wurf und legte es in unsere Hände. Mit Tränen in den Augen betrachteten wir den Beginn eines neuen Lebens. Die Zeit der Flut verschob sich täglich um eine Stunde und lag schliesslich in den Morgenstunden. Die Schildkröten beendeten ihre Geschäfte lange nach Sonnenaufgang, und wir hatten das Glück, diese sanften Bewohner der Ozeane im Tageslicht und in ihrem natürlichen Element zu beobachten und zu fotografieren (siehe Foto ganz oben).

      Der Hotelpool                                                     Blick auf unsere Suite mit Balkon

      Mix einen Cocktail mit dieser Sicht!
 

Wir verbrachten den ersten vollen Tag auf der Insel mit ausgiebigen Schnorchelausflügen. Schnorcheln vom Strand sicherte uns sofortige unvergessliche Begegnungen: schwimmende Schildkröten, Reefhaie, ca. zwanzig Stachelrochen, die sich im flachen Wasser sonnten, und unzählige bunte Tropenfische. Am Nachmittag brachte uns ein Boot zur "Korallengrotte" am Rande des Riffs. Endlose, artenreiche Korallen- felder verwöhnten unsere geweiteten Augen. Ein Regenbogen von Korallen und Fischen! Ein riesiger Mantarochen schwebte durch die Wasser direkt unter uns und verursachte so einige Freudenschreie. Wir konnten es kaum erwarten, in die Tiefen abzutauchen.

Das relativ ruhige, sonnige Wetter erlaubte uns, in sechs Tagen zwölf Tauchgänge zu absolvieren, einer davon in der Nacht. Über zwanzig erstklassige Tauchstellen sind nur 5 bis 10 Minuten per Boot entfernt. Es ist natürlich nicht möglich, die Unterwasserwelt des Great Barrier Reefs und dessen Artenreichtum mit Worten zu beschreiben. Und leider kenne ich die meisten Fisch- und Korallenarten nur bei ihrem englischen Namen. Die Tauchcrew auf Heron hat uns liebevoll umsorgt; wir fühlten uns sicher und in kompetenter Gesellschaft. Und die Berichte von Tauchgelegenheiten und -erfahrungen in der ganzen Welt sorgten für anregende Unterhaltung. Selbst als absolute Anfänger sind wir überzeugt, das uns das Tauchen um Heron restlos verwöhnt hat. Wir hoffen auf eine Fortsetzung in naher Zukunft!