In Deutschen Landen

Nach sieben Monaten turbulenter Reisetätigkeit lockte die ruhige Vertrautheit eines Zuhause. Doch was tun, wenn man das Heim verkauft, die Möbel verstaut und versiegelt hat, wenn man obdachlos ist? Dann kann sich glücklich schätzen, wer im Hause von Familie und Freunden liebevoll und selbstverständlich empfangen wird. Für die nächsten sechs Wochen genossen wir die Einladungen und herzliche Gesellschaft von Euch Lieben in Deutschland! Und dann gab es auch noch einen grossen Geburtstag zu feiern!

Die Wiedersehensfeiern begannen in Bayern bei meiner Freundin Sybille, ihren Eltern, ihrem Mann Helmut und Tochter Laura. Die junge Familie war gerade in ihr neues, wunderschönes Haus eingezogen, welches in den letzten zwei Jahren fast ausschliesslich durch deren Hände Arbeit entstanden ist. Die kleine Laura, zu diesem Zeitpunkt sieben Monate alt, bezauberte und lachte mit uns von der ersten Minute. Mit grossen, unglaublich blauen Augen und ihrem sonnigen Charakter (Foto unten links) gewann sie unsere Herzen, und erhielt dafür uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Ich freute mich nicht nur über den süssen Charme der kleinen Maus, sondern auch über intensive Tratschstunden und reichlich Spass mit der stolzen Mutter (rechts).

Wir verbrachten die vier faulen, sonnigen Tage auf der Terasse vorm Haus, bei langen Spaziergängen entlang des Innufers, mit Eiskaffee in Wasserburg/Inn oder mit grossangelegten, leckeren Abendessen. Und fühlten uns rundum zu Hause! Sybilles liebe Eltern Heidi und Christian haben uns für die sechs Monate in Europa ein  Auto zur Verfügung gestellt. Wir können Euch nur immer wieder und trotzdem nicht genug dafür danken! Und wir sind unendlich dankbar für die Freundschaft und Liebenswürdigkeit dieser Familie!

Die Wochen in Dresden glichen einer endlosen Party. Wenn wir nicht assen, tranken wir. Wenn wir nicht tranken, wurde gegessen. Meistens wurden beide Freuden gleichzeitig ausgekostet. Mein 30.Geburtstag fiel auf einen Montag, die grosse Party fand am Sonnabend statt - somit gab es kaum einen Grund, die Feierlichkeiten während dieser Woche abzubrechen. Am Mittwoch wurden wir um fünf in der Früh geweckt, um das Geburtstagsgeschenk meines Vaters "entgegenzunehmen": eine Heissluftballonfahrt über Dresden. Unsere Mitarbeit wurde von der ersten Minute gefordert, und schon bald sprangen wir ins Körbchen und segelten über die Innere Neustadt mit Blick auf das immer wieder faszinierende historische Ensemble entlang der Elbe. Auch wenn der Himmel noch grau, wir genossen jede Sekunde dieses schwerelosen Treibens über die roten Dächer der Stadt, die Heide am Rande, die kleinen Dörfer der Umgegend. Auf einer Wiese nahe Volkersdorf wurde fast ohne Holpern und Stolpern gelandet. Die anschliessende Taufzeremonie beinhaltet das kurzzeitige Anzünden der Haare, welche mit Sekt gelöscht werden, während die Neuballöner einen langen Taufspruch nachsprechen müssen. Die Urkunde enthält den langen, adligen Namen, den man vollständig auswendig lernen muss bevor die Sektflasche geleert wird. Bei feinem Frühstück im Hotel Bellevue stiessen wir nochmals auf das luftige Erlebnis und eine heile Landung an.

Den nächsten Tag verbrachten wir auf dem Spreewaldkahn mit Schmalzstullen, sauren Gurken und Schnapsrunden. Die reizenden kleinen Dörfer, saftigen Wiesen und langhaarigen Trauerweiden entlang der stillen Kanäle sorgen für innere Ruhe, die lustigen Sprüche der Kahnfahrer für Unterhaltung, reizende Restaurants am Wasser für weitere Magenfüllung. Der Postkahn (Foto rechts) dient nur noch als lehrreiches, nostalgisches Anschauungsmaterial für Touristen.

Gegen Samstag erreichten wir Partyhochform. Freunde und Familie von nah und fern trafen sich im Paulaner Keller des Hotel Kempinski, um zu einem ausgelassenen Abend beizutragen. Einige meiner Schulfreundinnen hatte ich seit Jahren nicht gesehen. Die Freudentränen strömten während liebevoller Umarmungen, Glückwünsche und Reden. Die Party erreichte ihren Höhenpunkt mit dem Geschenk meines Bruders Götz und Freundin Kathleen: ein Prachtexemplar des männlichen Körpers in Form eines wild tanzenden Strippers. Leider konnte ich die Proportionen aus so unmittelbarer Nähe kaum würdigen. Dafür aber rundum anfassen!!! Meine Oma, fast 90 Jahre jung, genoss nicht nur den extra grossen Eisbecher (erste Reihe rechts), sondern auch jeden Hüftschwung des gutgebauten Herrn. Dank Euch allen für einen unvergesslichen Abend angefüllt mit überschwenglicher Freude!


Nach drei Wochen Heimatluft zog es uns wieder in die Ferne. Zuerst lockte der Rhein mit seinen Burgen, Fachwerkstädtchen und grünen Weinhängen (untere Reihen). Nach einem kurzen Rundgang in Koblenz und am Deutschen Eck bestiegen wir die mittelalterliche Marksburg (erste Reihe links). Die gemütlichen, winzigen Räume enthalten authentische Möbel, Haushaltuntensilien, Waffen, Kunstwerke, und sogar Toiletten. Der Burgführer empfahl ausserdem einen Besuch der Burg Eltz, nahe dem Moseltal, in welchem wir dann ein romantisches Quartier für die Nacht fanden. Vom Nachbarort an der Mosel führte ein Wanderweg durch ein dicht bewaldetes Tal zur wohl schönsten Burg der Rhein/Moselgegend. Diese Märchenburg (erste Reihe rechts) hält sich seit 800 Jahren auf einem steilen Felsen, um welchen sich u-förmig ein Flüsschen windet, und im Besitz der gleichen Familie. In den liebevoll erhaltenen Räumen befinden sich kostbare Kunstsammlungen und antikes Mobiliar. Für die nächsten zwei Nächte bezogen wir eine ruhige Pension im reizenden Bacharach, einer alten Fachwerkstadt am Rhein umgeben von steilen Weinbergen. Den Tag dazwischen verbrachten wir mit einer Schiffsreise nach Rüdesheim und bestaunten die endlosen Reihen saftiger Reben und ein weiteres Dutzend majestätischer Burgen.



Über Pfingsten erfreuten wir uns der Gastlichkeit im Hause unserer Freunde Kathrin and Kersten, wohnhaft in Tuttlingen nahe dem Bodensee. Zu den Gewässern und Ufern des prächtigen Sees zog es uns dann jeden Tag. Mal lagen wir faul an "Deck" der Wassertreter (siehe unten), sprangen ins erfrischende Nass, sassen im Biergarten am Ufer oder liefen durch Konstanz, die lieblichen Gassen der Stadt Meersburg (letzte Reihe) oder über die Insel Mainau.


Auch wenn wir nicht im eigenen Heim verweilen, in unseren Betten schlafen konnten, haben wir uns doch im Hause von Familie und Freunden so richtig wohlfühlen und ausgiebig von Hotelzimmern, Restaurantessen und Gepäckschlepperei erholen können. Gern haben wir unsere Reiseerlebnisse geteilt und die Erfahrungen der letzten Monate durch Erzählungen selbst verarbeitet. Wir möchten Euch allen nochmals für die liebevolle Gastfreundschaft, für die Geschenke, Umarmungen und alle guten Wünsche danken. Bis zum baldigen Wiedersehen! Es gibt immer wieder Gründe zum Feiern!