ISTANBUL

Hier regierten die Herrscher dreier mächtiger Reiche. Hier kreuzten sich die Wege der Kreuzritter. Hier treffen sich Europa und Asien. Istanbul befindet sich seit Jahrtausenden im Zentrum der Weltgeschichte. Kaiser Konstantine verlegte die Hauptstadt des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert nach Istanbul und nannte die Stadt Konstantinople. Nach dem Verfall des römischen Imperiums und der Zerspaltung des Christentums erhielt die Stadt den Namen Byzantium und entwickelte sich zum Zentrum der orthodoxen Religion. Die Ottomanen eroberten nicht nur die goldene Stadt und tauften sie Istanbul, ihre grausamen Feldzüge gelangten bis nach Afrika, Jerusalem, Spanien und die Balkanregion. Die Sultanen liessen einen prächtigen Palast errichten und Kirchen in reich verzierte Moscheen verwandeln. Macht und Reichtum des riesigen Reiches konzentrierten sich in Istanbul, dessen Pracht noch heute von herrschaftlichen, weltbewegenden Zeiten spricht.

Wir hatten ein reizendes Hotel in der Altstadt unweit vom Palastgelände gefunden. Zwei verregnete Tage gaben uns die Gelegenheit, die Eindrücke der vergangenen Wochen zu verdauen und zu dokumentieren. Wir begannen unsere Stadttour mit der Zisterne, Istanbul's underground Wasservorrat. Die riesige Halle galt als sicherster Aufbewahrungsort für das kostbare Nass. Klassische Musik scheint die mystische, dunkle, höhlenartige Atmosphere etwas aufzuheitern. (Wir haben sogar einen Walzer tanzen können!) Die mächtigen Säulen stammen von grieschichen Tempelruinen und wurden von verschiedenen Gegenden für den Bau der Zisterne nach Istanbul gebracht. Das Bild links zeigt die Säule der Tränen. Der Köpfe der Göttin Medusa, Teile gigantischer Tempelskulpturen, dienten als Unterbau für zwei etwas zu kurze Säulen (Bild rechts). Und warum steht die Göttin auf dem Kopf? Jeder Reiseführer hat seine eigene Theorie.

Die Blaue Moschee (Bild ganz oben) ist das Wahrzeichen von Istanbul. Die Wände der riesigen Innenhalle wurden, wie in den meisten Moscheen in Istanbul, mit handbemalten blau-rot-grünen Kacheln dekoriert. Leider wurden die zahllosen Lagen uralter, handgewebter Teppiche entfernt, in ein Museum verlegt und mit maschinengefertigter Auslegeware ersetzt. Die riesige bemalte Kuppel mit ihren zahllosen Bleiglassfenstern, umgeben von vielen kleineren Kuppeldächern, verleiht dem heiligen Raum eine magische Ausstrahlung. Nur wenige Schritte von der Moschee fanden Archeologen die Grundmauern eines römischen Palastes mit fantastischen Mosaikfussböden. Das Museum zeigt den grössten Teil der Mosaikböden in ihrer originalen Position, andere Fragmente hängen an den Wänden (Fotos unten). Ein Mosiakstein, aus Glass, Keramik oder Halbedelsteinen gefertigt, ist ca. ein Ouadratzentimeter gross.

Während des schmackhaften Mittagessens lernten wir den Besitzer des Restaurants/Hotels kennen. Kazim sprach gut Englisch, und wir hatten genügend Fragen zum Leben in Istanbul. Wir erzählten ihm ausserdem von unserer Reise, und sprachen schon bald über Beziehungen und Eheleben. Kazim, 32, klagte über seine bisher vergebliche Suche nach einer Partnerin. Wir versprachen ihm eine "Werbefläche" in unserer Website. Kazim und sein Hotel Arasta:

Interessierte Damen können Kazim via e-mail erreichen: Kazimaltan@yahoo.com. Sollte jemand an einer hübschen, preiswerten Unterkunft in Istanbul interessiert sein, die e-mail kann auch für derartige Anfragen genutzt werden.

Istanbul's berühmter Basar (Fotos unten) befindet sich in einem Labyrinth von farbenfreudigen Bogengängen. Verschiedene alte Gebäude wurden durch überdachte "Strassen" miteinander verbunden. Die kleinen Geschäfte sind bis zur Decke mit Waren angefüllt. Meist findet man eine überwältigende Auswahl an gewünschten Produkten. Die lautstarken Verkäufer stehen vor dem Geschäft, preisen ihre Waren an und fordern jeglichen Passanten zum Eintreten auf. Teppiche, Goldwaren, Lederwaren, and andere traditionelle Produkte werden stets handgefertigt. Exotischen Gewürze in grossen Säcken verbreiten aromatische Düfte. Vom Besen bis zum Abendkleid, von antiken Möbelstücken bis zu gutem Schafskäse—der Basar erfüllt jeden Kaufwunsch. Wir entschieden uns, ein Backgammon/Schachbrett und ein Set feiner Schachfiguren (alles Handarbeit!) zu erwerben. Die Geschäftsleute wären beleidigt, wenn man den genannten Preis ohne eine amüsante Runde Handeln akzeptiert. Bill wurde mehrfach bestätigt, dass er diese Art Preisverhandlungen mit Bravour bewältigt. Verkäufer bleibt Verkäufer!

Unser Tag im Topkapi Palast wurde von Sonne und blauem Himmel gekrönt. Der Palastkomplex besteht aus mehreren grossen Innenhöfen, eingefasst von niedrigen Gebäuden und Wandelgängen. Der Palast beherbergte bis zu 2000 Menschen: den Sultan, seine engere Familie, den erweiterten Harem und die Bediensteten. Seltene Bäume wachsen zwischen den Blumenbeeten und Springbrunnen im ersten Innenhof (unten, erste Reihe links). In den Gebäuden hier befinden sich die historische "Betriebsküche", eine bemerkenswerte Porzellansammlung sowie Sammlungen von anderen wertvollen Gebrauchsgegenständen und königlichen Geschenken in Gold, Silber und Elfenbein.

Die eigentliche Schatzkammer beherbergt unschätzbare Schmuckstücke (untere Reihe rechts), Waffen, Kleidungsstücke und Möbel, wie dieser mit tausenden Perlen bestückte Thron (untere Reihe links). Weitere Räume enthalten die Sammlung heiliger Reliquien, wie den Wanderstock von Moses; einen Fussabdruck, das Koranbuch und Haare des Propheten Mohammed und andere Schätze der moslemischen Religion. Der Harem - dieses Wort bezeichnet die gesamten Wohngemächer der Sultanfamilie - besteht aus einem Labyrinth von schmalen Gängen, welchen hunderte von luxeriös dekorierten Zimmern miteinander verbinden. Nur dem Sultan, seinen zahllosen Frauen und Kindern und den Eunuchen wurde Eintritt in diese Gemächer gewährt. In dieser verschlossenen Festung der Intrigen und Machtkämpfe versuchten bis zu dreihundert Frauen die Gunst des Sultans zu gewinnen. Für die Unterhaltung des Sultan's standen ausserdem ein grosses Schwimmbecken, Terassen, reich verzierte Pavillions, ein Theater und eine Bibliothek zur Verfügung. Auch die Palastgebäude wurden mit den berühmten blauen Kacheln verkleidet.


Noch am gleichen Nachmittag besuchten wir die Hagia Sophia, die grösste Moschee in Europa. Das Gebäude, ursprünglich eine Kirche, wurde im 5. Jahrhundert erbaut, später in eine Moschee umgewandelt und dient heute nur noch als Museum. Die riesige zentrale Kuppel und ebenso überdimensionale Bleiglassfenster schweben über dem leeren gigantischen Innenraum. Alter, Erdbeben und schlechte Wartung haben zum steten Verfall der Moschee beigetragen. Nun versucht man, den immensen Schaden aufzuhalten und wichtige Bestandteile zu reparieren. Einige verblüffende Mosaikflächen befinden sich allerdings in erstaunlich gutem Zustand (Fotos unten).

Die zahllosen Minaretspitzen über der Altstadt von Istanbul laden zu einem Besuch der wichtigsten Moscheen und der damit verbundenen Innenhöfe ein. In den von Ballustraden umgebenen Höfen stehen die oft aufwendig dekorierten Waschbrunnen, wo vor dem Betreten der Moschee Hände und Füsse gewaschen werden. Touristen werden gebeten, ihren Körper gänzlich zu bekleiden und die Schuhe auszuziehen. Frauen müssen ihren Kopf bedecken. Jede Moschee bietet architektonische und dekorative Besonderheiten. Neben dem Gebäude befinden sich oft uralte Friedhöfe (untere Reihe links). Während unserer langen Wanderung über die Hügel der Stadt bestaunten wir ausserdem diesen gewaltigen römischen Aquadukt (untere Reihe rechts) .


Nach einer erfrischenden Bootsfahrt entlang des Bosporus und dem Besuch der gotischen Moschee am Wasser (Foto unten links, im Hintergrund eine der längsten Hängebrücken der Welt, welche Europa und Asien verbindet) genossen wir Sonnenschein und eine gute Käsetorte in diesem charmanten Cafe (Foto rechts) mit Blick auf den Bootsverkehr und den asiatischen Teil der Stadt. Einen guten Fussmarsch entfernt befindet sich das jüngste Palastbauwerk in Istanbul. Dieses überladene Vorzeigeprojekt wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt. Eine Führung brachte uns zu den prunkvollen Audienz- und Ballsälen sowie einer Auswahl an privaten Räumen. Der Reichtum an Gold, feinem Porzellan, Seidenteppichen und anderen wertvollen Kunstgegenständen spricht für die Macht und den Glanz des Türkischen Reiches.

Wir verbrachten den letzten Morgen mit einem Besuch des Archäologischen Museums. Vier prächtige Sarkophagi, welche in einer Grabstätte unweit von Istanbul entdeckt wurden, bilden den Höhepunkt der dortigen Sammlungen grieschicher und römischer Funde. Die Särge sind mit einzigartigen, wundervoll erhaltenen Reliefs versehen (Fotos unten). Leider ist ein grosser Teil des Museums im Moment wegen Erdbebenschäden geschlossen.

Istanbul sorgt für feinste Unterhaltung der Sinne. Man atmet die exotische Atmosphere einer lebensfrohen Stadt, schmeckt ihre würzige, vollwertige Küche, bestaunt die Farbenpracht der Moscheen, ersinnt die gefährlichen Machenschaften in einem Harem, mischt sich unter das geschäftige Leben in den belebten Strassen, dunklen Gassen und überfüllten Basars. Geschichte, Kultur, Traditionen ... Istanbul lebt und lässt leben!